An die Entwicklungskonferenz schloss sich dann die eigentliche 23. ILIAS-Konferenz unter dem Motto „Hand in Hand – gemeinsam wachsen“ an. Eine Besonderheit der diesjährigen Konferenz war die Aufteilung auf zwei Standorte: Neben den Räumen der axtesys GmbH fanden Teile des Konferenzprogramms und das beliebte abendliche Social Event im Schloßbergrestaurant statt, mit beeindruckendem Ausblick auf die Stadt. Etwa 200 Teilnehmende hatten den Aufstieg auf den Berg über Wege, Treppen, im Fahrstuhl oder mit der Standseilbahn auf sich genommen.
Schwerpunkte und Herausforderungen der aktuellen Entwicklung von ILIAS
Der Eröffnungsvortrag von Matthias Kunkel, langjähriger Geschäftsführer des ILIAS open source e.V., verdeutlichte eindringlich, vor welchen Herausforderungen ILIAS in den kommenden Jahren steht. Dabei geht es weniger um den Einbau neuer Funktionen in ILIAS 10 – keine Sorge, die gibt es auch, und nicht weniger als in den beiden vergangenen Versionen. Vielmehr geht es mit besonderer Aufmerksamkeit um Nachhaltigkeit, Sicherheit und dennoch verbesserte Usability.
Nicht zuletzt mit Unterstützung von ILIAS.nrw gab es Erfolge sowohl im Bereich der Barrierefreiheit wie auch bei der Überarbeitung der deutschen und englischen Sprachdateien. Quasi unter der Haube wurde darüber hinaus die ILIAS-Architektur weiter umgebaut. Begriffspaare wie „Removing LegacyUI“, „Component Revision“ oder das Stichwort „Refinement“ zeigen an, dass Nachhaltigkeit auch etwas mit einfacher Wartbarkeit und modularer Strukturierung von Software zu tun hat. Die Umbauarbeiten in voller Fahrt sind jedenfalls ein Thema, das Entwickler*innen und Nutzer*innen gleichermaßen fordert. Insofern war das Motto der Konferenz „Hand in Hand – gemeinsam wachsen“ gut gewählt. Wie seit jeher spielen dabei Fördergelder von Drittmittelprojekten, die ILIAS nutzen, eine ebenso zentrale Rolle wie eine langfristige Unterstützung durch die öffentliche Hand.
Live zugeschaltet wurde in diesem Zusammenhang Cornelis Kater, Leiter der E-Learning-Services an der Uni Hannover und Vorsitzender des Stud.IP e.V.. Er berichtete vor allen vom neuen Open Source Development Network. Das Land Niedersachsen finanziert bis 2028 mit rund 5 Millionen Euro fünf ausgewählte Open-Source-Projekte, darunter auch ILIAS. Diese Mittel stammen aus Dividendenzahlungen von Porsche. Mit der vierjährigen Basisfinanzierung sollen die Sicherheit und Zuverlässigkeit der Softwarekomponenten sowie die Barrierefreiheit und Benutzerfreundlichkeit verbessert werden (vgl. https://docu.ilias.de/go/blog/3439/_806).
Keine schlechten Aussichten, aber auch kein Ruhekissen, da waren sich alle im Publikum einig.
Sichere Kollaboration durch Open Source am Beispiel Nextcloud
In seiner Keynote erläuterte Frank Karlitschek, wie Nextcloud als datenschutzkonforme Open-Source-Lösung in der Bildung eingesetzt werden kann. Dabei ging es um Themen wie Sicherheit, Transparenz und Benutzerfreundlichkeit. Frank zeigte, wie Nextcloud für Millionen von Nutzern skaliert und die neuesten Trends bei lokal laufender KI und Open Source integriert werden. Als Gründer und Geschäftsführer der Nextcloud GmbH blickt er auf über 25 Jahre Erfahrung in der Open-Source-Entwicklung zurück und engagiert sich aktiv für digitale Souveränität und Datenschutz. Wichtige Aspekte, die Gemeinsamkeiten mit ILIAS und anderen Open Source-Projekten verdeutlichen und Alternativen zu primär kommerziell operierenden Softwareunternehmen darstellen.
Unvermeidlich: KI
In seinem Vortrag „Don’t Panic! The ILIAS Hitchhiker’s Guide to Artificial Intelligence“ gab Jesús Copado (SURLABS) einen Überblick über den rechtlichen Rahmen von KI im Bildungsbereich Europas. Unter der neuen EU-Verordnung 2024/1689 werden KI-Systeme, die in Schulen und Unis eingesetzt werden, als „hochrisikoreich“ eingestuft. Dies bringt besondere Anforderungen an Transparenz und Sicherheit mit sich. Neben einem Blick auf die aktuellen und kommenden KI-Tools wie Chatbots für Learning Management Systeme und automatisierte Feedback-Systeme, wurde auch über praktische Anwendungen diskutiert, die Lehrkräften helfen, die Qualität des Unterrichts zu steigern. Ziel ist es, KI nicht als Bedrohung zu betrachten, sondern als Chance für die digitale Bildung zu nutzen.
Barrierefreiheit in ILIAS
Auch unser Team der FH Dortmund trat an diesem Tag mit einem eigenen Workshop an, dessen einladender Titel “Hilfe, mein Computer spricht!” viele Teilnehmende anlockte: Ihnen brachten Wolfgang Schmidt-Sielex und Kendra Grotz nicht nur das Experimentieren mit Tastatursteuerung und Screenreadern ihres jeweiligen Betriebssystems nahe. Mit geschärften Sinnen und oft ungewohntem Blick begaben sich alle auf die Suche nach Barrieren in ILIAS. Auf die Art wurde es nach einer kurzen theoretischen Einführung möglich, das Konzept Barrierefreiheit konkret anzuwenden.