Der Umsetzungsdienst nahm nach einer Einführungsphase seinen Regelbetrieb zum Wintersemester 20/21 auf und liefert seitdem professionell umgesetzte Adaptionen von Lehrmaterial für Studierende mit Beeinträchtigung.
Der Umsetzungsdienst nahm nach einer Einführungsphase seinen Regelbetrieb zum Wintersemester 20/21 auf und liefert seitdem professionell umgesetzte Adaptionen von Lehrmaterial für Studierende mit Beeinträchtigung.
Der Umsetzungsdienst für Studierende mit Beeinträchtigung ist Teil der Arbeitsstelle „Digitale Barrierefreiheit in Studium und Lehre“ in der E-Learning Koordinierungsstelle. Neben dem hauptamtlich Beschäftigten für die Arbeitsstelle unterstützen drei besonders geschulte Hilfskräfte bei den Adaptionen.
Die Arbeitsstelle betreut zusätzlich einen Arbeitsraum für Studierende mit Beeinträchtigung (EFS 38b, Raum 005), berät Studierende und Lehrende in Fragen der digitalen Barrierefreiheit und ist an der stetigen Verbesserung der Lernplattform ILIAS beteiligt.
Relevante Informationen zur digitalen Barrierefreiheit werden auch außerhalb der Lehre allen Beschäftigten der Fachhochschule zur Verfügung gestellt. Zudem bietet sie Fortbildungen zur digitalen Barrierefreiheit an.
Bilanz für das auslaufende Semester: Neben einer Reihe von PowerPoint-Präsentationen und vereinzelten Video-Transkriptionen wurden studienbegleitend über 500 PDF-Seiten in ein geeignetes Format für blinde Studierende umgesetzt.
Allein bei den PDF-Dateien ist das Spektrum der unterschiedlichen Inhalte und speziellen Formate groß. Die bestmögliche PDF-Variante ist ein Dokument, das ausschließlich „echten“ Text enthält, der in großen Teilen oft schon ohne Adaption auch von blinden Menschen erfasst werden kann, indem sie eine unterstützende Technik einsetzen. Üblich ist hier die Verwendung eines Screenreaders zur Sprachausgabe per Lautsprecher oder zur Ansteuerung einer Punktschriftzeile (Braillezeile).
Die meisten zur Adaption übermittelten Dokumente waren komplizierter aufgebaut und deshalb nicht durch einen Screenreader nutzbar. Ein Teil der Dokumente enthielt mehrspaltigen Text in unterschiedlich formatierten Blöcken, dazu Fotos, Grafiken und Diagramme, die ein Computerprogramm nicht automatisiert beschreiben kann. Hier ordnete das Team des Umsetzungsdiensts den Text in die richtige Reihenfolge und lieferte angemessene Beschreibungen für die enthaltenen Bilder, zum Beispiel detaillierte Informationen zu Diagramminhalten oder Fotografien.
Noch komplexer war aber der größte Anteil der übermittelten PDF-Dateien, die Scans oder Fotos von kompletten Buch- oder Zeitschriftenseiten enthielten. Dies ist für Lehrende eine einfache und etablierte Methode, studienbegleitendes Material zur Verfügung zu stellen, und wird heute noch vielfach so eingesetzt. Damit der Text aber maschinenlesbar und damit für blinde Menschen nutzbar wird, müssen diese Seitenfotos für die Umsetzung erst wieder in echten Text umgewandelt werden.
Eingereicht wurden auch PDF-Dateien, die aus eigenen Worddateien und Powerpointpräsentationen stammen, dann aber ausgedruckt und danach wieder eingescannt wurden. Das heißt, eine geeignete Textfassung lag zwar schon vor, wurde aber im weiteren Verarbeitungsprozess „zerstört“. Hier wäre die Übermittlung der originalen Texte besser, weil diese weniger Überarbeitung benötigen. In vielen Fällen lagen diese Originaltexte aber nicht mehr vor, sodass aus den Scans wieder echter Text zurückentwickelt werden musste.
Mehr Informationen zum Thema Barrierefrei Studieren an der Fachhochschule Dortmund gibt es hier:
Scans oder Fotografien von Buchseiten werden im Umsetzungsdienst durch eine Texterkennung wieder in echten Text überführt. Je besser die Vorlage, um so akkurater das Ergebnis dieser automatischen Erkennung. Schiefe Scans, wellige Seiten (z. B. beim Abfotografieren mit dem Smartphone), geringer Kontrast, schlechte Bildauflösung … All dies erschwert die Erkennung durch eine OCR (Object Character Recognition) und erfordert mehr händische Nachbearbeitung.
Die meisten Texte adaptiert der Umsetzungsdienst in Worddateien (docx) nach dem „E-Buch-Standard“. Dieser Standard existiert seit 2007 für Fach- und Schulbücher. Er ist nicht zu verwechseln mit den E-Book-Dateien heutiger Buchveröffentlichungen, sondern ein besonderes, blindengerechtes Textformat mit zusätzlichen Beschreibungen zu besonderen Strukturen oder Objekten wie Tabellen, Bildern, Rahmen, ungewöhnlichen Hervorhebungen und Hinweisen zu den Originalseitenzahlen der Vorlage, damit der Text zitierfähig bleibt. Die Regeln des E-Buch-Standards werden vom Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik e. V. (VBS) in Stuttgart veröffentlicht.
Büro: EFS 38b, Raum 004
E-Mail: wolfgang.schmidt-sielex@fh-dortmund.de
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